
Fährtenarbeit im Aufwind
Nach einigen schwierigen Jahren hat die Fährtenarbeit in der Rettungshundearbeit einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Über die Hintergründe, die Rolle der IRO und seine Erfahrungen als Hauptrichter bei der 29. IRO Weltmeisterschaft in Tschechien haben wir mit Detlef Kühn, Gründungsmitglied der IRO und international erfahrener Richter, gesprochen.
Herr Kühn, die Fährtenarbeit hat in den letzten Jahren eine spannende Entwicklung durchgemacht. Wie würden Sie die Situation beschreiben, wenn Sie zurückblicken?
Es gab eine Zeit, in der die Bedingungen bei Prüfungen und Weltmeisterschaften nicht optimal waren. Häufig fehlte es an ausreichend geeigneten Fährtengeländen oder an wirklich kompetenten Fährtenlegern. Das hat die Attraktivität der Disziplin stark beeinträchtigt und natürlich auch die Motivation der Hundeführer. Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, können die Teams ihr Potenzial schlicht nicht zeigen.
Was hat sich verändert, dass die Fährtenarbeit jetzt wieder positiv wahrgenommen wird?
Die Qualität der Prüfungsbedingungen hat sich deutlich verbessert – sowohl bei nationalen Prüfungen als auch auf internationaler Ebene. Die IRO hat sich intensiv dafür eingesetzt, gleiche Chancen für alle Starter zu schaffen. Heute können wir sagen: Die Bedingungen sind fairer, die Organisation professioneller und die Teams bekommen die Wertschätzung, die sie verdienen.
Die jüngsten Entwicklungen sind ein starkes Signal für die Zukunft der Fährtenarbeit.
Sie waren Hauptrichter in der Disziplin Fährtenarbeit bei der IRO Weltmeisterschaft 2025 in Tschechien. Welche Eindrücke haben Sie dort gesammelt?
Es war eine große Freude zu sehen, dass wir Top-Fährtengelände zur Verfügung hatten. Die Flächen waren nicht nur in bester Qualität, sondern auch so vorbereitet, dass anspruchsvolle und gleichzeitig faire Fährten gelegt werden konnten. Das war ein enormer Fortschritt im Vergleich zu früher. Für mich war es beeindruckend, wie harmonisch das Zusammenspiel zwischen Organisation, Richtern und Fährtenlegern funktioniert hat.
Können Sie kurz erklären, was die Fährtenarbeit aus Ihrer Sicht so anspruchsvoll macht?
Der Hund muss zunächst einen Identifikationsgegenstand finden, der den Beginn der Fährte markiert. Danach folgt er einer Spur von rund 2.000 Schritten, die acht Richtungswechsel enthält. Entlang der Fährte sind außerdem acht verschiedene Gegenstände ausgelegt – aus Materialien wie Leder, Holz, Plastik, Leichtmetall oder Textil. Am Ende muss der Hund den liegenden oder sitzenden Fährtenleger finden und anzeigen. Diese Kombination macht die Fährtenarbeit zu einer sehr anspruchsvollen Disziplin. Es erfordert höchste Konzentration, Präzision und Ausdauer – vom Hund und vom Hundeführer gleichermaßen.
Wie haben sich die Teams bei der WM 2025 geschlagen?
Das Ergebnis spricht für sich: Acht von elf Hundeführern haben die Disziplin erfolgreich abgeschlossen. Das zeigt deutlich, dass die Verbesserungen in den Rahmenbedingungen Wirkung zeigen. Es ist nicht einfacher geworden – im Gegenteil: Die Fährten waren anspruchsvoll, doch die Teams konnten unter fairen Bedingungen zeigen, was in ihnen steckt.
Wohin wird sich die Fährtenarbeit Ihrer Einschätzung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Ich bin sehr optimistisch. Wir haben die Basis geschaffen, um die Attraktivität der Disziplin langfristig zu steigern. Faire und anspruchsvolle Prüfungsbedingungen sind dafür entscheidend – sie geben Hundeführern die Motivation, dranzubleiben und weiter zu trainieren. Wenn wir diese Linie konsequent fortsetzen, wird die Fährtenarbeit auch künftig eine zentrale Rolle in der Rettungshundearbeit spielen.
Fotos: Gábor Szalánczi